Marsa Alam in Ägypten ist ein echtes Tauchparadies, doch seit 2011 befindet sich Ägypten in einer Krise. Auch in Marsa Alam sind die Auswirkungen spürbar. Unser Besuch in Marsa Alam im Juli 2016.
Marsa Alam Tauchen in Ägypten – Tauchparadies in der Krise
Jeder Taucher muss im Leben mindestens einmal nach Ägypten. Ist man einmal dort gewesen, verliebt man sich sofort in eine schillernde und bunte Unterwasserwelt. Doch seit 2011 befindet sich das Land in einer Krise, unter der vor allem der Tourismus leidet.
Ich war bereits 2 Mal in Sharm el Sheikh und habe Thomas immer vorgeschwärmt, dass das Rote Meer wunderschöne und vielfältige Korallengärten bietet. Zu meinem Geburtstag wurde ich mit einem leckeren Frühstück verwöhnt und bekam einen Umschlag. Darin verbarg sich eine Reservierungsbestätigung für eine Hütte ohne Strom. Dazu gab es noch eine Wanderkarte. Thomas meinte, dass wir uns die Hütte anschauen sollten und bäääääm es ist keine Hütte und Strom gibt es auch: wir fliegen zum ersten Mal gemeinsam nach Afrika, genauer nach Marsa Alam in Ägypten.
Der Beitrag war bereits geschrieben, aber noch nicht ganz fertig gestellt. Da sind wir über die Blogparade zu den bedrohten Reisezielen auf Stefanies Blog Comfortzoneless.de gestoßen. Wir haben uns kurzerhand entschlossen, an dieser Blogparade teilzunehmen.
Marsa Alam im Juli 2016
Es gibt entweder die Möglichkeit über Graz nach Hurghada zu fliegen und dann mit dem Bus anzureisen oder eben von Wien direkt nach Marsa Alam zu fliegen. Wir starten von Wien, um uns die lange Busfahrt zu ersparen. Der Flughafen in Hurghada ist auch größer und wahrscheinlich interessanter für Anschläge. Wir reisen über Nacht und kommen in der Früh an. Der Flughafen ist klein und wirkt etwas chaotisch, aber man fühlt sich sicher aufgehoben. Von der Fahrt bekommen wir nicht viel mit. Nach nur wenigen Minuten schlafen alle im Bus. Nach ca. 2 Stunden kommen wir an.
Vom Hotel Gorgonia Beach bin ich sofort hin und weg. Das Riff soll dort besonders schön sein. Auch wenn der Hüttenurlaub sicher auch schön gewesen wäre, aufs Tauchen und Schnorcheln freue ich mich einfach zu sehr. Ägypten befindet sich schon seit 2011 in der Krise und viele haben Bedenken dieses Land zu bereisen. Das ist auch richtig, aber Marsa Alam erscheint uns dennoch sicher. Man sollte sich aber vorab informieren und auch während der Reise alles genau beobachten. Menschenansammlungen, Regierungsgebäude, Polizeistationen oder beliebte Sehenswürdigkeiten besser meiden.
Auf jeden Fall auch immer auf das eigene Bauchgefühl vertrauen, denn nur wo man sich sicher fühlt kann man den Urlaub genießen. Es ist wunderschön. Wir werden freundlich und zuvorkommend empfangen. Sogar der Zuständige für unseren Teil der Anlage stellt sich persönlich vor. Das Serviceniveau in Ägypten habe ich aber bisher eigentlich immer als sehr hoch empfunden. Thomas hat sich vorab genau informiert, wo in der Anlage man den besten Blick auf das Meer hat und wir bekommen unser Wunschzimmer mit der Nummer 2096. Bitte schaut euch den Blick an. Ist das nicht einfach nur zum Verlieben?
Eines der Highlights des Hotels: der tolle Gewürzmarkt.
Nach anfänglicher Euphorie stellen wir schnell fest, das Hotel scheint gerade mit minimalster Auslastung auskommen zu müssen. An den ersten beiden Tagen wirkt es fast bedrückend auf uns. Die Anlage ist top gepflegt. Man fühlt sich auf Anhieb wohl, aber was man auch auf den Fotos sieht, viel los ist hier nicht…
Beim Essen merkt man das leider ein wenig. Die Auswahl an Desserts scheint zwar schier endlos, aber ansonsten wirkt es etwas nach Sparflamme. Egal, denn die Qualität die geboten wird ist dennoch hoch und satt werden wir auch immer. Es gib vor allem viele Früchte. Das Service ist top. Alle sind freundlich und wirken gelöst und glücklich.
Die Schnorchelplätze des Hotels sind wirklich traumhaft schön, genau deshalb liebt man als Taucher das Rote Meer. Es gibt riesige Korallenriffe die alle sehr gesund wirken und viele Fische. Es gibt die Möglichkeit über den Steg das Außenriff zu erreichen oder über spezielle Einstiegsplätze das Innenriff zu erkunden. Liegen sind mehr als genügend vorhanden und wenn man zum Strand geht bekommt man gleich noch eine bequeme Auflage.
Nach etwas Eingewöhnungszeit melden wir uns beim TGI Divecenter zum ersten Tauchgang an. Ich bin ja vor dem Tauchen immer etwas aufgeregt und seit einem abgebrochenen Versuch die Cenoten in Mexiko zu betauchen, bin ich immer etwas angespannt vor Tauchgängen. Ich habe ein beklemmendes Gefühl und Stress und ungewohnte Situationen bestärken dieses.
Wir bereiten unsere Ausrüstung vor und dann NEIN ich habe vergessen, dass mein Atemregler defekt ist. Ich bekomme zwar sofort einen Leihregler, aber fremde Atemregler mag ich gar nicht… Der Tauchgang beginnt mit einem Check und dann geht es tiefer. Zumindest kurz. Wirklich wohl fühle ich mich nicht und das signalisiere ich dem Guide sofort. Er reagiert vorbildlich. Kümmert sich um mein Wohlbefinden und wir bleiben auf einer Tiefe auf der auch ich mich wohl fühle.
Hier ein paar Eindrücke aus der atemberaubenden Unterwasserwelt:
Am kommenden Tag wollen zu einem Platz fahren an dem Delfine zu sehen sein sollen. Leider wird Thomas über Nacht krank und wir müssen den Ausflug kurz vor Abfahrt absagen. Eigentlich müssten wir den Ausflug trotzdem voll zahlen. Wir fragen, ob wir zumindest einen Teil erlassen bekommen. Mit dem hätten wir aber nicht gerechnet: wir müssen keinen Cent dafür zahlen.
Das ist wirklich bemerkenswert, denn hier in Ägypten bleiben derzeit die Gäste aus und das Geld hätten sie sicher gut brauchen können. Nach einem Tag Pause versuchen wir es nochmals mit einem Ausflug zu den Seekühen. Wir sind auch schon bis zum Nachbarhotel geschnorchelt, denn dort soll es auch welche geben. Es geht ca. 1,5 Stunden am Außenriff entlang bis hin zu einer kleinen Seegraswiese. Leider ohne Seekuh.
Wir hoffen jetzt, dass dies bei dem Ausflug besser läuft. Wir entscheiden uns, in diesem Urlaub beim Schnorcheln zu bleiben. Sobald mein Atemregler wieder fit ist, werde ich mich auch wieder sichererer fühlen. Wir fahren nach Marsa Egla, circa 30 Minuten nördlich von Marsa Alam. Die Fahrt dorthin bietet ein Bild auf die Auswirkungen der Krise. Zahlreiche angefangene Bauten, die scheinbar auch einmal Hotels werden hätten sollen, stehen leer. Eigentlich eine Schande bei so schönen Plätzen und einem so intakten Riff.
Die Organisation des Ausflugs wirkt etwas chaotisch, aber es klappt alles gut. Wir hätten uns etwas mehr Briefing gewünscht und auch ein Schattiger Platz zum Anziehen und für die Pause wäre schön gewesen. Der Tauch- und Schnorchelplatz in Marsa Egla beeindruckt jetzt nicht wirklich. Eigentlich sollte hier Seegras sein, aber wir sehen keines. Auch Seekuh ist weit und breit keine zu sehen. Schade. Bei dem tollen Hausriff den das Hotel bietet ist es aber auch wirklich schwer das noch zu übertrumpfen. Es gibt aber Schildkröten.
Unser Fazit: es ist wirklich erschreckend wie wenige Touristen derzeit nach Marsa Alam kommen und wie sehr die Region darunter leidet. Wir haben uns nie auch nur irgendwie gefährdet gefühlt. Ganz im Gegenteil. An anderen Orten Ägyptens sieht das sicherlich anders aus und momentan würden wir auch gewisse Teile des Landes nicht bereisen. Gerade bei den Sehenswürdigkeiten wie den Pyramiden würden wir uns momentan auch nicht sicher fühlen, aber hier in Marsa Alam gibt es nicht so viele Menschenansammlungen und einige Hotels scheinen sogar bereits geschlossen zu sein.
Wir würden uns jederzeit wieder für Marsa Alam entscheiden. Auch das Hotel würden wir wieder buchen, vor allem wegen dem Korallenriff, der wundervollen und sehr gepflegten Anlage und den besonders freundlichen Mitarbeitern. Es ist nicht selbstverständlich, dass auch bei solch einer niedrigen Auslastung der Servicelevel so hoch gehalten und die Anlage weiterhin so penibel gepflegt wird.
Das Preis-Leistungs-Niveau ist wirklich top. Es wäre den Menschen hier zu wünschen, dass das Land bald wieder einen Aufschwung erlebt, auch wenn momentan nichts darauf hindeutet. Ein solches Naturjuwel braucht Schutz und leider ist dieser Schutz oft damit verbunden, dass Touristen kommen und dafür bezahlen. Derzeit wird das Riff aber noch bewacht und vor Zerstörung geschützt. Hoffen wir, dass das auch weiterhin so bleibt.
Tipps und Infos zu einer Tauchsafari in Ägypten
Isabelle von Lust Loszugehen hat einen sehr informativen Beitrag über ihre Tauchsafaris in Ägypten verfasst, in dem ihr tolle Tipps zu einer Tauchsafari bekommt und viele Fragen beantwortet, die man sich vor einem solchen Abenteuer stellt. Es gibt Infos zur Dauer, zum Ablauf und auch welche Vor- und Nachteile eine Tauchsafari mit sich bringt.
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8 comments
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[…] Gin des Lebens – Für Ines und Thomas ist das Reisen der Gin des Lebens – facettenreich, prickelnd und […]
Liebe Ines,
kann mich dem was du schreibst nur anschließen. Ich liebe das Rote Meer zum Tauchen und war in den letzten 4 Jahren mindestens 1-2 mal in Ägypten. Kein Mal habe ich mich unwohl oder bedroht gefühlt.
Mir tut es leid zu sehen, wie sehr die Menschen, die im Tourismus arbeiten, kämpfen müssen. Riesige Hotelkomplexe mussten bereits schließen, die hunderten von Ägyptern ihre Jobs gekostet hat. Um die Riffe und den Schutz dieser mache ich mir ähnliche Sorgen wie du.
Liebe Grüße Annette
Liebe Annette,
danke für deinen tollen Kommentar. Es hat sich aber gottseidank scheinbar wieder etwas gebessert… Ob bzw. bis wann sich der Tourismus wieder ganz erholt steht aber wohl noch in den Sternen.
Liebe Grüße
Ines und Thomas
Liebe Ines, lieber Thomas,
in Gesprächen mit anderen Reisenden habe ich öfters gehört, dass Ägypten eher gemieden wird. Vielleicht nimmt man diese besondere Vorsicht auch einfach ein, ohne ausgiebig zu recherchieren, nur weil man hört, da sollte man besser im Moment nicht hin. Daher kommt euer Beitrag gerade recht um etwas Licht in die Ungewissheit zu bringen und aus erster Hand die Situation in Marsa Alam zu schildern.
Bevor ich den Beitrag lies, habe ich mir die Bilder angeschaut und dachte sofort “Wow, wunderschöne Hotelanlage und Strand, aber irgendwie so menschenleer”. Wenn ihr schreibt, dass viele Hotels in der Region schon schließen mussten, dann ist das ganz schön traurig, gerade weil es so schöne Riffe gibt. Es scheint ein Teufelskreis zu sein.
Ich freue ich, dass ihr mit diesem so inspirierenden und authentischen Beitrag an meiner Blogparade “bedrohte Reiseziele” teilnehmt.
Viele liebe Grüße,
Stefanie
Liebe Stefanie, danke für deinen Kommentar. Leider ist man momentan eigentlich in vielen Ländern nicht mehr sicher, bzw. kann einfach nicht wirklich sagen, wo man sicher ist. Wichtig ist, dass man sich mit der Reiseentscheidung wohl fühlt. Wir haben uns nie unsicher gefühlt in Marsa Alam. Zu den Pyramiden und Co. würden wir aber aktuell auch nicht reisen. Momentan leiden viele Destinationen, die das nicht verdient hätten. Den Menschen ist zu wünschen, dass die Jobs weiterhin gesichert sind. Für den Schutz der Riffe sind die Touristen wichtig… denn was geld bringt, wird hoffentlich geschützt. Hoffentlich ändert sich das bald. Es stimmt einfach nur traurig… Danke für die tolle Blogparade! Es ist uns eine große Freude ein Teil davon zu sein. Liebe Grüße Ines
Liebe Ines, wir sind vor Jahren in Hurghada gewesen und leider war es ein Alptraum Urlaub. Auch wir wollten wegen unbedingt wegen der Unterwasserwelt hinfahren nur haben wir davon nichts erleben können. Mein Mann hat sich so eine starke Magendarmgrippe eingefangen dass ich wirklich Angst um ihn hatte. Dh die eine Woche mussten wir uns verarzten lassen. Das Hotel war eine Katastrophe obwohl es ein 5* Hotel war, alles von Russen dominiert und wir wurden einfach schlecht behandelt. Diese Erfahrung hat uns den Reiz an Ägypten komplett genommen.
Hallo Karolina, danke für deinen Kommentar. Ja das habe ich schon öfters von Hurghada gehört… aber auch schon viel Gutes. Vor allem haben die Hotels meist eine sehr hohe Qualität. Die in Sharm el Sheikh und auch das in Marsa Alam waren eigentlich alle gut. Sharm el Sheikh hatten wir nur einmal eine fette Baustelle neben dem Hotel – das war was, nur Lärm den ganzen Tag. In Sharm el Sheikh und Marsa Alam sind die Riffe ein Traum. Hoffe, es geht bald wieder bergauf… Liebe Grüße Ines