Palästina und Israel – der Konflikt um das Westjordanland (Westbank). Kann man nach Palästina reisen und wenn ja, ist es überhaupt sicher? Infos und Tipps zur Sicherheit für Reisen nach Palästina.
Palästina Reisetipps und der Westjordanlandkonflikt
Bei Reisen nach Palästina ist der Hauptaspekt die Sicherheit. Der Konflikt zwischen Palästina und Israel ist noch immer präsent. Zahlreiche Medienberichte verunsichern. Eine gewisse Skepsis ist auch angebracht. Wir haben das Abenteuer Palästina dennoch gewagt. In diesem Beitrag haben wir für euch ein paar wichtige Informationen zu Palästina, zur Einreise und zur Sicherheit für euch zusammengefasst.
Westjordanland oder Westbank
Als Westjordanland oder Westbank wird das Gebiet westlich von Jordanien und östlich von Israel bezeichnet. Der Hauptteil der BewohnerInnen sind Palästinenser. Obwohl im Jahr 1947 das Gebiet in einer UN-Vollversammlung den Palästinensern zugesprochen wurde, erheben heute noch die Israelis Anspruch auf das Land. Es befinden sich daher im Westjordanland auch einige illegale israelische Siedlungen und Außenposten.
Der Staat Palästina
Der Staat Palästina wird international mehrheitlich als staatliche Einheit anerkannt. Während viele Nationen Palästina als Land anerkennen, scheint es in den USA nicht zu existieren. Will man zum Beispiel ein Foto auf Instagram posten, dann kann man zwar den Ort Bethlehem angeben, aber als Land ist Israel angeführt. Die offizielle Hauptstadt ist Ramallah, jedoch wäre eigentlich Ostjerusalem als Hauptstadt gewünscht. Wir besuchen Bethlehem und Ramallah.
Westjordanland Konflikt zwischen Palästina und Israel
Wenn man nach Jerusalem (Israel) oder Bethlehem und Ramallah (Palästina) reist wird einem unweigerlich bewusst, wie präsent der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern ist, denn manche Straßen führen zwischen den beiden Ländern durch und sind gesäumt von hohen Zäunen und Mauern. Es gibt sogar die Area A, eine Zone, die für Israelis verboten ist, denn bei Betreten herrsch Lebensgefahr. Unweigerlich stellt man sich also die Frage: ist eine Reise in diese Länder sicher?
Zur Sicherheit in Israel haben wir bereits berichtet, wie sieht es aber in Palästina aus?
Hoffnung auf Frieden zwischen Palästina und Israel?
Ob es jemals eine Lösung für den Konflikt geben wird, steht auch heute noch in den Sternen. Während viele Staaten Palästina anerkennen, äußert sich Donald Trump dazu eher vage. Laut eines Berichts der österreichischen Tageszeitung Der Standard könnte sich der Präsident der USA – zumindest theoretisch – sowohl eine Ein- oder Zweistaatenlösungen vorstellen. In dem Artikel wird aber auch klargestellt, dass Israels Premier Benjamin Netanjahu dazu eine eindeutige Meinung hat:
Netanjahu stellte bei der Pressekonferenz mit Trump klar, dass Israel die Souveränität über die Sicherheit zwischen Jordan und Mittelmeer unter seiner Regierung niemals abgeben werde.“
…
Ob eine Zweistaatenlösung noch möglich sein wird, ist fraglich. Denn der Siedlungsbau geht ununterbrochen voran.“
Die Hoffnung auf Frieden für Palästina und Israel rückt damit wohl in weite Ferne und man stellt sich die Frage: Kann man nach Palästina reisen und wenn ja, ist es überhaupt sicher? Wir können diese Frage nicht beantworten. Nachstehend die Einschätzung von den offiziellen Stellen in Österreich, Deutschland und der Schweiz.
Sicherheit in Palästina und Reisetipps
Die Einschätzung des österreichischen Bundesministeriums zur Sicherheit in Palästina
Vor Reisen in den Gazastreifen und in die angrenzenden Gebiete wird dringend abgeraten. Auch heute noch stehen angrenzende Städte und Regionen unter Beschuss (Sicherheitswarnstufe 5 laut österreichischem Auswärtigen Amt).
Für das Westjordanland herrscht ebenfalls ein hohes Sicherheitsrisiko. Das Österreichische Bundesministerium kategorisiert das Risiko aktuell auf Stufe 3. Von Reisen wird abgeraten. Wenn man aber in das Westjordanland reist, sollte man den Aufenthalt kurzhalten und auf die Städte Ramallah, Bethlehem und Jericho begrenzen. Fahrten und Spaziergänge in der Nacht sollte man auf jeden Fall unterlassen. Bei Menschenansammlungen und Demonstrationen ist höchste Vorsicht geboten. Während jüdischen und islamischen Feiertagen sollten religiösen Stätten nicht besucht werden. Besonders vorsichtig sollte man in der Nähe von Checkpoints sowie israelischen Siedlungen und palästinensischen Flüchtlingsgebieten sein.
Sollte man in Not geraten, kann es sein, dass:
- das Konsulat keine Hilfe bietet,
- Versicherungen nicht zahlen
- und man selbst zur Kasse gebeten wird
Das deutsche Auswärtige Amt beschreibt die Situation in Palästina folgendermaßen
Seit 1967 sind die palästinensischen Gebiete des Westjordanlands militärisch besetzt. Es gibt zahlreiche Checkpoints und Straßensperren. Man sollte die Gebiete nicht ohne Ortskenntnis oder ortskundige Begleitung bereisen. Es kann immer wieder zu Angriffen, Anschlägen und gewalttätigen Auseinandersetzungen kommen – sowohl von israelischer als auch palästinensischer Seite. Die Situation ist und bleibt weiterhin angespannt und kann sich rasch ändern.
Einschätzung der Lage in Palästina durch die EDA (Eidgenössisches Department für auswärtige Angelegenheiten der Schweiz):
Auch die EDA sieht die Situation ähnlich. Es besteht jederzeit die Gefahr von Militärschlägen und Angriffen. Checkpoints und bestimmte Gebiete können jederzeit und ohne Vorwarnung auf unbestimmte Zeit geschlossen werden und bewaffnete Auseinandersetzungen sind möglich. Besonders gefährlich ist der Checkpoint Qalandia zwischen Jerusalem und Ramallah.
Nachdem einige der Meldungen der EDA aus dem Jahr 2017 sind, empfehlen wir auf jeden Fall auch den Blick auf die Seiten der österreichischen und deutschen Behörden. Die Links dazu findet ihr am Ende des Artikels.
Reise nach Palästina
Trotz des Risikos zieht es viele Touristen nach Palästina. Vor allem Bethlehem erfreut sich großer Beliebtheit und man kann sogar eine Tour mit Besichtigung eines Flüchtlingscamps buchen.
Man sollte sich auf jeden Fall vorab genauestens über aktuelle Entwicklungen informieren und etwaig die Reisepläne kurzfristig ändern.
Einreise ins Westjordanland – wie kommt man nach Palästina?
Will man in das Westjordanland ein- oder ausreisen ist dies nur über israelisch kontrollierte Checkpoints möglich. Es kann jederzeit zu Verschiebungen der Öffnungszeiten oder Schließungen kommen. Sowohl das israelische Jerusalem als auch die palästinensischen Autonomiegebiete sind besonders zu jüdischen und muslimischen Feiertagen und während dem Freitagsgebet spannungsgeladen. Man muss mit einer hohen Polizeipräsenz und Gefahren rechnen. Weitere Informationen zur Sicherheit und Einreise findet ihr unter den Links am Ende des Beitrags.
Palästina entdecken – Mietwagen, Taxi oder Reisegruppe?
Man steht man vor der Wahl eine geführte Tour zu buchen oder auf eigene Faust zu reisen. Dabei spielen Faktoren wie Sicherheit und Individualität im Raum.
Möchte man sich ein Auto mieten, ist es eventuell verboten in palästinensische Autonomiegebiete zu fahren oder man darf vielleicht nur gewisse Straßen befahren. Dazu ist auf jeden Fall Recherche nötig. Man muss alles vorher bis ins Detail mit der Mietwagenfirma klären. Diese Option war somit für uns gleich raus, denn das mit dem Leihwagen in Israel war aufgrund des Sabbats viel zu kompliziert (siehe dazu diesen Bericht).
Es werden auch geführte Touren angeboten. Wir entscheiden uns für die Selbstorganisation mit Taxis, da diese Variante uns die nötige Flexibilität bietet und dazu noch günstiger ist.
Kosten für einen Ausflug nach Palästina
Geführter Ausflug nach Palästina
Will man eine geführte Tour buchen, kostet das ab € 90 pro Person – die Preise steigen wohl an, wenn die Busse voller werden und es geht oftmals nur nach Bethlehem.
Privat organisierter Ausflug – mit dem Taxi nach Palästina
Jerusalem – Bethlehem rund € 60 für 2 Personen
Bethlehem – Ramallah rund € 40 für 2 Personen
Ramallah – Jerusalem rund € 50 für 2 Personen
Macht in Summe ca. € 75 pro Person für Bethlehem und Ramallah
Vorteile: private Touren sind flexibler, angenehmer und günstiger.
Nachteil: will man auch eines der palästinensischen Flüchtlingscamps sehen, dann könnte eine geführte Tour sichererer sein. Wir haben das Flüchtlingscamp Aida in Bethlehem zwar besucht, aber eine eher unfreiwillige, erzwungene „Tour“ gemacht. Dazu aber bald noch mehr.
Warum Palästina?
Viele werden sich jetzt sicher die Frage stellen, was einen dazu motiviert, in ein gefährdetes Gebiet zu reisen. Ja auch wir stellen uns diese Frage! Wir entscheiden uns für einen Tagesausflug nach Bethlehem und Ramallah, da die Situation zu unserer Reisezeit (Jänner 2019) sicher erscheint, entscheiden wir uns dafür. Die Lage kann sich aber, wie erwähnt, rasch ändern. Erst im März 2019 gab es Angriffe auf Tel Aviv und Umgebung – mehr dazu in unseren Bericht über Israel.
Unser Fazit zu einer Reise ins palästinensische Westjordanland
Für Palästina und das Westjordanland besteht aktuell eine Reisewarnung. Wir möchten an dieser Stelle klar machen, dass eine Reise in solche Gebiete auf eigenes Risiko geschieht. Man muss sich der Konsequenzen bewusst sein. Wir können weder eine Einschätzung des Risikos abgeben noch eine Empfehlung aussprechen. Das muss jeder selbst für sich entscheiden. Es besteht jederzeit die Gefahr von Angriffen, Ausschreitungen oder Geiselnahmen. Wir haben das Abenteuer Palästina dennoch gewagt und möchten diese Erfahrung keinesfalls missen.
Weitere Informationen zur Sicherheit, den Reisewarnungen und den Einreisebestimmungen
Österreich
Deutschland
Schweiz
Weitere Berichte zu Palästina, Israel und Jordanien
Wir waren zuerst in Jordanien, anschließend in Israel und dann noch Palästina.
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18 comments
Ihr Lieben,
diesen Konflikt bekommen wir immer hautnah durch einen Freund mit, dessen Familie jüdische Wurzeln hat und aus dem Krisengebiet stammt. Danke für diesen Beitrag.
Viele Grüße von Sanne
Liebe Sanne,
danke dir für deinen lieben Kommentar. Einfach schlimm, was da passiert…
liebe Grüße
Ines und Thomas
Sehr mutig, diese Reise! Ich spiele immer mal wieder mit dem Gedanken, nach Israel zu reisen. Aber irgendwie bekomm ich die Kurve nicht so richtig.
Liebe Dagmar,
danke dir für deinen tollen Kommentar. Ein tolles Land, aber es ist gut, wenn man sich die Reise genau überlegt. Man muss sich mit der Entscheidung wohlfühlen.
Liebe Grüße
Ines und Thomas
Das finde ich eine sehr mutige Reise, die ich persönlich auch antreten würde. Mit gesundem Menschenverstand und guter Recherche sollte das aber wirklich jeder für sich selbst beschreiben.
Fühlt man sich unsicher in solchen Gebieten, auch wenn zu dem Zeitpunkt keine Reisewarnung vorliegt? Wie war euer persönliches Empfinden?
<3
Michelle
Liebe Michelle,
danke dir für deinen lieben Kommentar. Wir würden es auch immer wieder machen, aber eben die Situation gut beobachten vorab und während der Reise. Es war schon manchmal ein anderes Gefühl, aber Unsicherheit würden wir es nicht nennen. Bis auf eine Erfahrung in Bethlehem, von der wir aber noch erzählen werden.
Reisewarnung hin oder her, gefährlich kann es überall sein und daher muss man generell vorsichtig sein. Bei Ländern mit Reisewarnung und solchen aktuellen Konflikten halt einfach noch mehr
liebe Grüße
Ines und Thomas
Ihr Lieben, sehr interessanter Bericht. Wir waren bisher nur in Tel-Aviv und spielen mit dem Gedanken erneut nach Israel und außerdem nach Jordanien zu reisen. Vielen Dank für EUREN spannenden Einblick ❤️ Gruß Kim
Liebe Kim,
danke dir für deinen lieben Kommentar. Tel Aviv haben wir uns für den nächsten Besuch aufgehoben 🙂
Freut uns, dass dir der Beitrag gefällt
liebe Grüße
Ines und Thomas
Hallo Ines,
ich finde euch sehr mutig und gleichzeitig sehr reflektiert. Den Beitrag finde ich sehr wertvoll.
Mit meiner Tochter würde für mich derzeit eine Reise dort hin nicht infrage kommen.
Liebe Grüße
Isabel
Liebe Isabel,
vielen Dank für deinen tollen Kommentar. Freut uns, dass dir der Beitrag gefällt. Ja das ist total verständlich!
Liebe Grüße
Ines und Thomas
Unglaublich spannend was ihr da schreibt! Ich finde es gut, dass ihr auf die Gefahren hinweist, denn eine persönliche Abwägungssache ist es bestimmt. BTW: die Street Art find ich mega!
Lg Barbara
Liebe Barbara,
danke dir für deinen lieben Kommentar. Zur Streetart kommt dann auch noch was 🙂
Liebe Grüße
Ines und Thomas
Ihr Lieben,
es ist so unfassbar traurig, dass sich Menschen so unsinnig bekriegen müssen.
Alle leben in Angst und Schrecken, als hätten die Menschheit nicht auch ohne Krieg genug Probleme zu bewältigen.
Mich hat meine Reise in die Region sehr lange beschäftigt und tut es irgendwie immer noch. Gerade wenn ich solche Artikel lese.
Liebe Grüße, Katja
Liebe Katja,
danke dir – du sprichst uns aus dem Herzen! Es ist einfach unglaublich schade, dass nicht endlich Frieden herrschen kann…
Liebe Grüße
Ines und Thomas
Wie mutig von euch, dorthin zu reisen. Ich gebe zu, dass mich Palästina zwar interessieren würde, aber Sicherheit ist ein wichtiger Aspekt und da ist meine Toleranzgrenze erreicht. Solange sich die politische Situation nicht ändert, kommen weder Palästina noch Israel auf meine Bucket List.
Liebe Grüße
Liane
Liebe Liane,
danke dir für deinen tollen Kommentar. Ja, wir haben auch länger darüber nachgedacht, aber dann entschieden, dass wir das Abenteuer wagen wollen. Eine unglaubliche Erfahrung und ganz viele Erlebnisse, die wir so schnell nicht mehr vergessen. Dennoch muss man sich auch mit der Situation auseinandersetzen und entscheiden, ob man sich mit der Auswahl dann auch wohlfühlt…
Liebe Grüße
Ines und Thomas
Sehr spannend und informativ!
Ich kann mir vorstellen, dass dieser Ausflug auch ziemlich bedrückend war. Aber die Welt ist eben nicht überall schön, daher gehören solche Erfahrungen zum Reisen unbedingt dazu.
Liebe Grüße Gina und Marcus
Liebe Gina und lieber Marcus,
wahre Worte! Danke euch für den lieben Kommentar. Viel zu oft hören wir zwar Nachrichten über solche Orte und deren Geschichte, aber es ist ganz ein anderes Gefühl sie selbst zu betreten.
Eine Reise, die uns wohl noch länger beschäftigen wird…
liebe Grüße
Ines und Thomas