Sloth Sanctuary Costa Rica – trefft die Faultiere Costa Ricas in der Auffangstation. Ein unvergessliches Erlebnis und für uns eines der Highlights auf unserem Costa Rica Roadtrip. Es gibt sogar eine Insiders Tour mit Blick hinter die Kulissen. Im Beitrag verraten wir euch, warum Faultiere eigentlich gar nicht so faul sind wie es scheint und weitere Informationen zu diesen wunderbaren Tieren.
Sloth Sanctuary Costa Rica – zu Besuch bei den Faultieren
Heute, am 6. August 2017 erfüllt sich ein absoluter Lebenstraum für uns. Wir sehen Faultiere in Freiheit und machen dann die Insiders Tour durch das Sloth Sanctuary Costa Rica.
Für alle die, die Faultiere am Bild nicht erkannt haben – nochmals genauer schauen, denn da sind zwei 🙂
Sloth Sanctuary Costa Rica
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Sowohl bei der Buttercup Tour als auch bei der Insiders Tour sieht man die Faultiere die permanent hier sind und erfährt viel Wissenswertes über die Tiere. Bei der Insiders Tour dürfen wir dann auch in die NICU mit den Babies und das Krankenhaus besichtigen. Ein unvergessliches Erlebnis. Den Abschluss beider Touren macht eine Bootsfahrt durch den Dschungel, bei der man Faultiere, Affen, Vögel, Kaimane, Krabben, Eichhörnchen und vieles mehr sehen kann. Die Touren in der Übersicht gibt’s hier.
Unser Guide heißt Marco. Ein sehr netter junger Mann, der uns viel über die Faultiere erzählt. Zuerst sehen wir die Faultiere, die permanent hier sind. Ihre Verletzungen und daraus resultierenden Beeinträchtigungen sind zu stark als das sie in freier Wildbahn lebens- und überlebensfähig wären.
Die Touren beginnen bereits mit einem echten Highlight, denn als erstes trifft man gleich das berühmteste Faultier: Buttercup.
Wer ist Buttercup?
Eine der Touren nennt sich Buttercup. Buttercup ist das älteste Faultier im Sloth Sanctuary Costa Rica. Mit Buttercup hat die ganze Geschichte begonnen, denn eigentlich hätte hier eine Vogelbeobachtungsstation entstehen sollen. Aber dann kam alles anders…
Update: leider ist Buttercup mittlerweile verstorben. Am 28. Juni 2019 starb das älteste in einer Auffangstation lebende Faultier im Alter von 27 Jahren. Buttercup wir werden dich vermissen!
Die Schicksale der Faultiere im Sloth Sanctuary
Wir hören von Unfällen mit Elektroleitungen, bei denen die Faultiere dann nicht nur mit der Elektrizität zu kämpfen haben, sondern meist schwere Stürze erleiden. Auch Unfälle mit Autos werden immer häufiger, denn wenn die Faultiere über sie Straße krabbeln müssen sind sie langsam und durch ihre Fellfarbe leider nahezu unsichtbar.
Pj und Darla hatten zum Beispiel beide ein schmerzvolles Aufeinandertreffen mit einer Elektroleitung. Während dabei viele Faultiere sterben, haben die beiden überlebt. Darla hat dabei ihren linken Arm verloren und PJ kann einen Teil seiner Gliedmaßen nicht bewegen.
Bruno ist mittlerweile 20 Jahre alt. Er ist gelähmt und hat daher eine Spezielle Plattform und eine Matte, damit er nicht abstürzen kann.
Angel ist auf einen Stacheldraht gefallen und hat dabei sein rechtes Auge verloren.
Millie ist bereits 17 Jahre alt. Sie hat eigentlich keine Verletzungen oder Beeinträchtigungen, jedoch teilt sie ein Schicksal, welches viele Faultiere erleiden. Fehlendes Wissen über Faultiere vor 17 Jahren hat ihre Auswilderung unmöglich gemacht.
Alle Faultiere die man hier am Anfang der Tour sieht, sind von Menschen abhängig und können somit nicht mehr ausgewildert werden.
Besonders grausam ist die Geschichte von Chewbacca. Er ist seit 2002 im Sloth Sanctuary, denn er wurde von seiner Mutter abgelehnt. Das an sich ist aber noch nicht so schlimm, aber Chewbacca viel dann Menschen zum Opfer… Auch wenn es eigentlich verboten ist, die Familie, die ihn gefunden hat, wollte ihn als Haustier halten. Er hatte Infektionen, musste in einer Box sitzen und konnte so nie klettern und seine Muskeln trainieren. Zusätzlich wurde er völlig falsch und unnatürlich ernährt, unter anderem mit Kuhmilch, Papayablättern und Bananen.
Es kann nich schlimmer kommen? Leider doch… Damit er niemanden verletzen konnte, wurden ihm die Krallen gestutzt. Jedoch sind dies keine Krallen sondern Knochen. Ihm wurden also aus Unwissenheit einfach seine Knochen abgeschnitten…
Es ist ein Wunder, dass er immer noch lebt. Seit seiner Gefangenschaft als Haustier ist der arme Chewbacca nun halbseitig gelähmt. Wir tun uns immer noch schwer, diese Zeilen zu schreiben. Wir sind schockiert, haben Gänsehaut und Tränen in den Augen. Tränen der Wut und der Verzweiflung. Auch Marco fällt es sichtlich schwer über all diese Schicksale zu sprechen…
Ein paar Fakten zu den Faultieren
Faultiere werden bis zu 30 bis 40 Jahre alt. Als Babies leben klammern sie 3-6 Monate an ihrer Mutter zusammen. Sie brauchen viel Wärme uns Schutz und lernen in dieser Zeit die wichtigsten Verhaltensregeln. Leider ist es wohl scher die Kleinen wieder auszuwildern, wenn ihnen diese prägende Zeit fehlt. Es gibt unterschiedliche Faultierarten, welche in zwei Gruppen geteilt werden: Zwei- und Dreifingerfaultiere. Oftmals wird die Bezeichnung Zwei- oder Dreizehenfaultier verwendet, diese ist aber falsch, denn an den Beinen haben alle Faultiere drei Zehen.
Die Unterschiede
Wir bereits erwähnt werden Faultiere anhand der Zahl ihrer Finger unterschieden. Während die Zweifingerfaultiere größer werden und nachtaktiv sind, sind die Dreifingerfaultiere kleiner und haben keine festen Aktivitätszeiten. Wobei das Wort Aktivität bei den Dreifingerfaultieren bedeutet nicht zu schlafen, zu essen und am Leben zu sein.
Die Ernährung ist ein weiterer Unterschied, denn Zweifingerfaultiere fressen auch Früchte, Samen und Blüten. Dreifingerfaultiere hingegen ernähren sich ausschließlich von Blättern.
Das Fell und die Farbe sind ebenfalls anders. Dreifingerfaultiere haben ein kurzes und eher borstiges, überwiegend graues Fell. Zweifingerfaultiere sind eher beige-braun und haben ein langes und flauschiges Fell. Dreifingerfaultiere haben einen längeren Hals, längere Arme und ein kurzes Schwänzchen.
Ein ausgewachsenes Dreifingerfaultier wiegt 5-8 Kilo und ein ausgewachsenes Zweifingerfaultier nur etwa 9-11 Kilo.
Die Ähnlichkeiten
Alle Faultiere leben überwiegend in Bäumen und kommen nur selten auf den Boden. Leider überqueren sie daher Straßen gerne kletternd über die Stromleitungen. Aber auch der Boden wäre ebenfalls sehr gefährlich, denn sie können sich nur sehr gemächlich bewegen und werden dabei leicht übersehen.
Sie gehen auf vier Beinen, können ihr Gewicht aber nicht auf alle Viere verteilen. Gehen an sich fällt ihnen daher besonders schwer und am Boden sind sie besonders vielen Feinden hilflos ausgeliefert.
Auch wenn sie in tropischem Klima leben ist ihr Fell dicht, denn sie müssen sich damit warm halten. Sie können keine eigene Wärme erzeugen und auch die Nahrung gibt nicht viel her.
Sie können quasi keine Energie aus der Nahrung gewinnen. Faultiere haben eine besonders langsame Verdauung. Sie setzen auch kein Fett an, denn ihre Nahrung hat quasi null Kalorien. Sie haben auch besonders wenig Muskelmasse – nur etwa 20% ihres Körpergewichts.
In sämtlichen Sprachen werden sie dennoch als faul bezeichnet: auf Spanisch zum Beispiel heißen sie Perezoso (Ozo Perezosos bedeutet so viel wie fauler Bär). Auch das englische Wort Sloth bedeutet faul. Der Holländische Name bedeutet übersetzt so viel wie von Natur aus faul.
Wir nennen sie faul, das sind sie aber nicht, denn sie haben Millionen Jahre Evolution überstanden und sie sind eigentlich auch nicht langsam, sondern müssen nur gut mit der wenigen Energie haushalten. Wenn es sein muss, können sie sich aber auch mal etwas schneller bewegen, zum Beispiel wenn Gefahr im Verzug ist oder auch bei der Fortpflanzung. Es muss halt einfach die Motivation stimmen.
Die Verdauung ist ebenfalls sehr langsam. Faultiere haben vier Mägen und die Verdauung dauert in etwa vier Wochen. Sie kommen einmal pro Woche von den Bäumen um sich zu erleichtern.
Beide Arten kommen dabei vom Baum, aber nur die Dreifingerfaultiere graben ein Loch um ihre Exkremente darin zu vergraben. Bei einem Toilettengang verlieren sie in etwa 12% ihres Körpergewichts. Die Erleichterung ist ihnen dabei ins Gesicht geschrieben. Aber seht selbst:
Faultiere leben als Einzelgänger. Lediglich zu Beginn ihres Lebens verbringen sie mehrere Wochen mit ihrer Mutter. In Gefangenschaft sind sie aber oftmals mit Artgenossen zusammen. Dies kommt daher, dass sie als Babies besonders viel Wärme brauchen und sie somit oft gemeinsam aufgezogen werden. Daraus können sich dann auch Freundschaften entwickeln.
Faultiere sind über die Dauer von 11 Monaten schwanger. Äußerlich erkennt man dies jedoch nicht. Sie fressen gleich weiter und nehmen auch nicht zu. Die Babies sind bei der Geburt winzig, meist nur so groß wie eine menschliche Hand. Ihre Augen sind aber bereits geöffnet und sie haben schon Zähne und können bereits im Alter von zwei Wochen Blätter fressen. Auch die Geburt findet, so wie das Leben der Faultiere, am Baum statt.
Natürliche Gefahren für Faultiere sind, neben dem Sturz vom Baum und Krankheiten, vor allem Greifvögel, Jaguare und andere Wildkatzen sowie Schlangen und Krokodile. Greifvögel sind aber die einzigen, die wirklich jagt auf Faultiere machen. Alle anderen nützen einfach die Gunst der Stunde. Weitere Gefahren für Faultiere stellen vor allem Hunde, Elektrizität, Rodung, Jagd, Schwarzhandel und der Einsatz von Pestiziden dar. Bei Jungtieren kommt es leider immer wieder vor, dass die Mutter sie unmittelbar nach der Geburt verstößt, wenn die Babies krank, deformiert oder schwach sind und sich somit nicht an der Mutter festklammern können.
Wir sehen auch ein paar Jungtiere, die permanent hier bleiben müssen, weil sie eingeschränkt sind, oder aus einem anderen Grund nicht mehr ausgewildert werden können.
Während es bei der Buttercup Tour nun gleich in eines der Boote geht, darf man bei der Insiders Tour auch einen Blick hinter die Kulissen werfen und dabei ins NICU zu den Babies, aber auch in die Krankenstation.
Wir durften bei der Insiders Tour noch mehr sehen und hatten auch die Gelegenheit die Gründerin Judy Avey-Arroyo zu treffen und durften ihr einige Fragen stellen. Ein sehr bewegender Moment und eine große Ehre. Judy hat mit ihrem Mann Luis das Sloth Sanctuary aufgebaut. Luis ist leider mittlerweile verstorben. Judy und ihre Familie lebt die gemeinsame Vision aber weiter. Bevor wir einen Blick hinter die Kulissen des Sloth Sanctuary Costa Rica wagen, haben wir jedoch noch einen wichtigen Hinweis für euch.
Wie kann man den Faultieren helfen?
Beim Sloth Sanctuary handelt es sich um eine Non-Profit Organisation, die bereits sehr viel zum Wissen über die Faultiere beigetragen hat und diese Mission und Vision weiterhin verfolgt. Leider kostet das aber immer auch Geld. Aber wir können auch etwas bewegen. Die Einnahmen vom Sloth Sanctuary kommen den Faultieren zugute. Beim buchen der Tour oder mit einem Kauf im Shop kommt schon ein wenig Geld in die Kassen. Zusätzlich kann man aber auch noch Compadre (Pate) werden. Mit einer Patenschaft kann man die Faultiere unterstützen, ohne selbst vor Ort zu sein.
Nachdem Faultiere, die in das Sanctuary kommen nicht immer überleben oder auch glücklicherweise wieder ausgewildert werden, gibt es keine Patenschaften für einzelne Tiere. Es handelt sich um eine symbolische Patenschaft. Wir haben bereits vor unserem Besuch eine Patenschaft übernommen. Zusätzlich gibt es noch die Möglichkeit für einen Mandelbaum die Patenschaft zu übernehmen. Dieser wird dann am Grundstück angepflanzt und ist ebenso ein Zeichen das man setzen kann.
Alles zu den Patenschaften findet ihr hier.
Noch nicht überzeugt? Na dann müssen wir euch wohl noch ein Video zeigen, welches euer Herz zum Schmelzen bringen wird…
Weitere Auffangstationen für Faultiere und andere Wildtiere:
Jaguar Rescue Center Costa Rica
Toucan Rescue Ranch – Frühstück mit Babyfaultieren
Unsere Costa Rica Beiträge im Überblick:
Pura Vida Costa Rica – die Route und Karte unseres Roadtrips
La Fortuna – heiße Quellen und Wildlife pur
Unsere Ausflüge in und um La Fortuna
Bananen, Dschungel und die Karibikküste Costa Ricas
Unser Besuch im Sloth Sanctuary Costa Rica
Abenteuer Glamping im Dschungel Costa Ricas
Nationalpark Cahuita – wir wurden beklaut
Unser Besuch im Jaguar Rescue Center Costa Rica
Costa Rica – Bergidylle in Heredia
Toucan Rescue Ranch – Frühstück mit Babyfaultieren
Wir haben Costa Rica mit Tauchen, Schnorcheln und Entspannen in der Dominikanischen Republik kombiniert:
Dominkanischen Republik Karibikfeeling in Bayahibe
9 comments
[…] Wir stecken in alle Artikel unser volles Herzblut, denn es ist unsere Leidenschaft, die wir mit unseren LeserInnen teilen wollen. Am meisten bewegt hat uns aber das Schicksal der Faultiere in Costa Rica und daher sind wir auch bereits seit zwei Jahren Paten der Faultiere im Sloth Sanctuary Costa Rica. […]
Ich freue mich wenn ich so schöne Artikel entdecke. Danke für den Beitrag 🙂
Ich finde es auch gut wenn man auf so einer Reise eine Einrichtung unterstützt, die den Wildtieren hilft. Man selber lernt was über die Tiere und die Einrichtung kann somit weiterleben und mehr Faultieren helfen.
Liebe Tanja,
danke dir für deinen lieben Kommentar. Wir haben total viel über die Faultiere gelernt und hatten einen unvergesslichen Tag. Leider sind die Schicksale der Tiere wirklich traurig, aber es wird ihnen wenigstens geholfen.
Liebe Grüße
Ines und Thomas
Total spannender Artikel! Danke, dass ihr eure Erlenisse teilt, ich hatte tatsächlich bis vor 10 Minuten noch keine Ahnung von Faultieren. Ich hab den Artikel mit großem Interesse gelesen, ihr habt jetzt definitiv einen Fan mehr.
Liebe Grüße!
Liebe Josi,
danke dir für deinen lieben Kommentar! Wir haben in Costa Rica auch viel über die Faultiere gelernt. Wir finden sie einfach nur unglaublich süß und die Schicksale haben und ziemlich traurig gemacht… wenigstens wird ihnen dort aber geholfen…
Liebe Grüße
Ines & Thomas
Liebe Ines,
Euer Beitrag ist auch so ein Erlebnis, was einem zum Nachdenken bringt. Leider sind es immer wieder Menschen, die die Natur und die Tierwelt zerstören. Man muss Dankbar für solche Institutionen sein, die einiges tun, um den armen Faultieren zu helfen. Im übrigen kannte ich die zwei Unterschiede zu Faultieren noch gar nicht. Den Beitrag zeige ich heute meiner Tochter. Die wird sich freuen. Liebe Grüße & schönes Wochenende, Selda.
Liebe Selda!
Danke für deinen lieben Kommentar! Wir finden es auch gut, dass sich jemand um die armen, verletzten Faultiere kümmert…
Liebe Grüße und dir und deiner Tochter auch ein schönes Wochenende!
Ines & Thomas
Oh das ist so traurig und die sind so süß. Wirklich ein bewegender Beitrag.
Liebe Grüße <3 Dorie
http://www.thedorie.com
Liebe Dorie,
danke dir ❤️ es war wirklich traurig… gottseidank wird ihnen wenigstens geholfen… liebe Grüße Ines & Thomas